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Kurzbiografie

Jan Ickler ist wissenschaftlicher Mitarbeiter und Doktorand an der Universität Kassel und Koordinator am Center for Advanced Latin American Studies (CALAS). In seiner Doktorarbeit beschäftigt er sich schwerpunktmäßig mit der Rolle wirtschaftlicher Eliten in der politischen Ökonomie Lateinamerikas. Während seines Studiums hat er Lateinamerika bereist und – nach seinem Master-Abschluss in Globaler Politischer Ökonomie – ein Forschungsprojekt in Ecuador durchgeführt. Jan interessiert sich auch für soziale Ungleichheiten, Ressourcenpolitik und Entwicklungstheorie.

Forschungsschwerpunkte

• Elite und Elitensoziologie
• Rente und Rentierstaat
• soziale Ungleichheit
• Neo-Extraktivismus und Entwicklung

Regionaler Schwerpunkt: Lateinamerika (Ecuador, Bolivien, Argentinien)

Aktuelle Publikationen

  • Ickler, Jan (forthcoming):”Elites and Development in Natural Resource-Exporting Countries – Experiences from Ecuador”, in Burchardt, Hans-Jürgen and Irene Lungo, Eds. Wealth in Latin America: New Insights for the World’s Most Unequal Region. London: Routledge.
  • Hans-Jürgen Burchardt, and Jan Ickler. 2023. “Riqueza, elites, impuestos: Viejos desafíos para un nuevo «giro a la izquierda».Nueva Sociedad (303): 78–87.
  • Ickler, Jan (forthcoming): “Natural Resource Rents and the Environment – How ‘Sustainability’ has Challenged the Developmental Coalition in Ecuador”, bisher unveröffentlichtes Manuscriptdes gelichlautenden Vortrages auf EWIS 2022, The Interconnected Worlds of the Past and the Present: Co-constituting the International, Thessaloniki 6.-9.Juli 2022.
  • Burchardt, Hans-Jürgen and Jan Ickler (2021): “Time to live well: well-being and time affluence for sustainable development”. In: Third World Quarterly 42 (12), S. 2939–2955. DOI: 10.1080/01436597.2021.1981761.

Forschungsprojekte

Politische Ökonomie der Rente und wirtschaftliche Eliten in Lateinamerika

15.09.2020 – 31.08.23

Am Beginn des neuen Jahrhunderts kamen in vielen Ländern Lateinamerikas sogenannte Mitte-Links-Regierungen an die Macht, die sich öffentlichkeitswirksam gegen die Politik der alten, ‚traditionellen‘ Eliten positionierten. Dabei profitierten diese Regierungen wirtschaftlich ab 2003 vom Preisboom für natürliche Rohstoffe an den Weltmärkten, der sich in einigen Fällen – und begleitet durch Reformen –  in gestiegene Staatseinnahmen umsetzte. Während sich große Teile der aktuellen wissenschaftlichen Debatte zu Lateinamerika mit den wirtschaftlichen, sozialen und politischen Folgen des ‚progressiven‘ Jahrzehnts auseinandersetzen und dabei insbesondere Effekte auf soziale Ungleichheiten, Marginalität und Armut in den Blick nehmen, widmet sich diese Studie den wirtschaftlichen Eliten der Region.

Auch Ecuador unter der Regierung Rafael Correa (2007-2017) gilt als ein der prototypische Fall für die pink-tide sowie jene Verbindung aus aktiverer Sozialpolitik und der Extraktion und Export natürlicher Ressourcen, die auch unter dem Begriff Neo-Extraktivismus diskutiert wird. Trotz des politischen Erfolges der Regierung Correa sowie des relativ stabilen Wirtschaftswachstums in der Andenrepublik bleibt jedoch fraglich, inwiefern sich im ‚post-neoliberal‘ Ecuador der proklamierte Elitenwandel wirklich vollzog. Vor diesem Hintergrund untersucht die Arbeit jene internen und externen Faktoren, die die nationale Elitenkonfiguration in Ecuador in den letzten Jahren nachhaltig geprägt haben. Im Mittelpunkt des Erkenntnisintereses steht zum einen die veränderte Stellung von verschiedenen wirtschaftlichen und sektoralen Eliten zueinander sowie ihre Position vis-a-vis dem Staat und anderen Bevölkerungsgruppen.

Theoretisch-konzeptionell fokussiert die Arbeit die Rente als spezifische Form des wirtschaftlichen Überschusses, um aus eventuellen ökonomischen Verschiebungen bzw. Verhärtungen, Rückschlüsse auf die beteiligten Eliten ziehen zu können.  Methodisch kombiniert das Vorhaben dabei qualitative Erhebungsmethoden (Leitfaden-gestützte Interviews) mit Recherchen in Archiven sowie der Analyse vorhandener (ökonomischer) Daten (z.B. Steuerdaten, Landbesitze, Vermögen) in mehreren Feldforschungsphasen. Das Promotionsprojekt knüpft damit an die polit-ökonomische und soziologische Forschung zu sozialen Ungleichheiten in der Region an und sucht die Betrachtung der jüngsten Geschichte Lateinamerikas, um neue Aspekte zu ergänzen.

Studying Wealth and the Elites

Vor dem Hintergrund des hohen Grades an sozialer Ungleichheit hat sich die jüngste Forschung zu Lateinamerika hauptsächlich auf die Situation der Marginalisierten und Armen konzentriert. Die Konstituierung und Konzentration des Reichtums in den Händen kleiner wirtschaftlicher Eliten bleibt jedoch weitgehend unerforscht. Um diese Lücke zu schließen, hat sich das CALAS-Projekt “Studying Wealth and the Elites” zum Ziel gesetzt, Reichtum und wirtschaftliche Eliten in Lateinamerika umfassend zu untersuchen.

Erstens greift das Projekt (klassische) politökonomische Überlegungen zur Vermögensakkumulation in Lateinamerika auf. Dazu gehört die Integration in den Weltmarkt, die Heterogenität der Volkswirtschaften und die Friktionen zwischen verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen. Die Untersuchung verfolgt aber auch neue empirische und vergleichende Ansätze, um eine umfassende Kartierung der Vermögens- und Wirtschaftseliten in der Region zu erarbeiten.

Zweitens erweitert das Projekt die soziologischen Analysen wirtschaftlicher Eliten in Lateinamerika und ihrer Netzwerke, indem es auf spezifische Muster ihrer Reproduktion abzielt. Dafür etabliert das Projekt Eliten als relationale Kategorie und hinterfragt ihre politischen und wirtschaftlichen Strategien in Beziehung zum Staat und zu anderen wirtschaftlichen Akteuren. Bei der Analyse der wirtschaftlichen Eliten untersucht das Forschungsprojekt explizit Lebens- und Konsummuster, berufliche Präferenzen und Bildungsbiographien sowie Familienkonstellationen.

Das Projekt wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert und ist Teil des CALAS-Wissenslabors “Confronting Social Inequalities”: Perspektiven auf Reichtum und Macht”.

Website: http://www.calas.lat/investigacion/desigualdad-social