Transnational Economic Spaces, Moral Economy, and Remittances.
Bei der Untersuchung von Remittances gilt es, die Mikrodynamik von Remittances zu integrieren und gleichzeitig den gesamten Makrofluss in den Blick zu nehmen. Beide Ebenen lassen sich in einer räumlichen Perspektive auf ökonomische Räume verbinden, die aus dem Fluss der Remittances hervorgehen. Sowohl Prozesse der Deterritorialisierung als auch der Reterritorialisierung nähren, ergänzen und konkurrieren also bei der Bereitstellung von Remittances miteinander. Zwei Aspekte dieser Beobachtung sind für unser Projekt entscheidend, um zu den entstehenden transnationalen ökonomischen Raumformaten zu gelangen: Erstens entwickeln sich auf der Mikroebene moralische Ökonomien zwischen Migranten und ihren Familien in der Heimat, die translokale und transnationale Skalen sozialen Handelns miteinander verbinden. Diese moralischen Ökonomien sind, wie in diesem Beitrag noch näher erläutert wird, komplexe Aushandlungsfelder und ein besonderes sozioökonomisches Ensemble. Sie werden dominiert von reziproken Kommunikationsmustern, moralischen Verpflichtungen, dem Ringen um soziale Anerkennung sowie Gefühlen von Gilde und Scham. Diese moralischen Ökonomien sind ein Baustein eines entstehenden transnationalen Wirtschaftsraums, da sie sich aus dem ihnen zugrundeliegenden Widerspruch zwischen einer Tendenz zur Transnationalisierung und der Aufrechterhaltung eines lokalisierten Einflusses entwickeln. Zweitens, und auf einer Makroebene, sind diese moralischen Ökonomien Teil eines entstehenden transnationalen Wirtschaftsraums, der die traditionellen Formen der Institutionalisierung, Kontrolle und Governance überschreitet. Dieser transnationale Wirtschaftsraum erstreckt sich von peripheren Ökonomien des heutigen Globalen Südens bis hin zu entwickelten Ökonomien im Globalen Norden.
Warnecke-Berger, H. (2017). Transnational Economic Spaces, Moral Economy, and Remittances. Leipziger Universitätsverlag.